Alles über Holunderblüten
Am Wald- und Wegrand, in Gärten und auf Almen leuchten uns nun die wunderschönen und duftenden Blüten des Holunders entgegen und warten nur darauf, von uns entdeckt und gesammelt zu werden.
Heilkundlich genutzt wird der schwarze Holunder, auch als Holler bekannt, schon seit sehr langer Zeit und viele Mythen und Brauchtümer ranken sich um diese wichtige Heilpflanze.
In der alten Mythologie galt er als Schwellenbaum und als symbolische Pflanze bei Übergängen aller Art.
Die Menschen verehrten ihn als Wohnsitz der Fruchtbarkeitsgöttin Frau Holle, welche vor Krankheit und Leid bewahrte. Aus diesem Grund wuchs ein kräftiger Holunderstrauch als Lebens- und Schutzbaum bei jedem Bauernhaus und auch heute noch ist er in ländlichen Gegenden bei vielen Häusern zu finden. Einen Holunderstrauch umzuschneiden, galt als unglückbringend und früher zog man gar den Hut vor dem „mächtigen“ und verehrenswerten Holler.
Botanik & Erkennungsmerkmale
Botanischer Name
Sambucus nigra
Familie der Geißblattgewächse
Standort
Heckenpflanze, Wald-, Weg- und Ackerrand, Gärten
Die wichtigsten Merkmale
3-7 Meter hoher Busch bis Baum
Hellgraue Rinde warzig, rissig, stark riechend
Gefiederte, fein gesägte Blätter, das Endblatt ist meist größer als die seitlichen Blätter
10-15 cm breite Holunderblüten setzen sich aus vielen kleinen, gelblich-weißen Einzelblüten zusammen und erscheinen im Ganzen schirmartig
Die Blütenform wird als Blütendolde bezeichnet, weshalb in vielen Rezepten von „Holunderblütendolden“ die Rede ist.
Blütezeit von Mai bis Juli. Die Blüten stehen damit etwa zwei Monate zur Verfügung. Gut so, denn Rezepte für Wohlbefinden und Küche gibt es in Hülle und Fülle.
Ab Spätsommer bzw. im Herbst bildet der Holunder an den Dolden schwarze bis schwarzviolette, kugelige, rotsaftige und 4-6 mm große Steinfrüchte. Der Fruchtstand ist dabei meist überhängend. Hier findest du mehr Wissenswertes und Rezeptideen rund um die Früchte.
Verwechselungsgefahr
Verwechslungen sind mit anderen Heckenpflanzen, Sträuchern und Bäumen wie mit der Vogelbeere, den Schneeballarten und anderen Holunderarten (Zwerg- und roter Holler) möglich.
Typisch für den schwarzen Holunder sind der unverkennbare Duft der Blüten sowie die Blattform.
Gefährlich wäre eine Verwechslung z.B. mit dem Zwergholunder (Attich). Der Zwergholunder ist ein niedrig wachsender Strauch mit ähnlichen, aufrecht stehenden Blüten und später viel kleineren Fruchtständen. Im Gegensatz zu Holunder verholzt Attich nicht und weder Blüten- noch Fruchtstand hängen über, sondern stehen immer aufrecht.
Der rote Holunder wird zum Teil auch genutzt. Ich würde aber eher davon abraten. Er hat einen anderen Blütenstand (traubenförmig) und rote Beeren.
Bitte Achtung!
Holler enthält in den rohen Früchten, in der Rinde und in den Blättern sowie den grünen Pflanzenteilen den Stoff Sambunigrin. Er kann leichte Vergiftungen mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen. Durch Hitze und Trocknung und angeblich auch durch Einlegen in Alkohol geht die leichte Giftigkeit verloren, weshalb Früchte nie roh sondern am besten nur gekocht aufgenommen werden sollten.
Healthy Herbarium:
Holunder in der Naturheilkunde
Für Heilzwecke wurden früher fast alle Pflanzenteile vom Holunder genutzt, was ihm auch den Namen „des Bauern Apotheke“ einbrachte. Von der Wurzel zur Rinde bis hin zu Blättern und Früchten wurde alles zu Haus- und Heilmitteln verarbeitet.
Warum wir die Blüten sammeln
Heute nutzt man für Küche und Gesundheit hauptsächlich die Blüten und später im Jahr die Früchte. Diese müssen kurz gekocht werden, da sie Giftstoffe enthalten, die erst durch das Kochen unschädlich gemacht werden. Rinde und Blätter galten u.a. als stark abführende Mittel. Davon würde ich eher abraten.
Wir widmen uns in diesem Artikel daher voll und ganz den Blüten. Sie enthalten ätherische Öle, Glykoside, Flavonoide, Saponine, Gerbstoffe und Schleimstoffe.
Diese Inhaltsstoffe machen sie zu einem der beliebtesten heimischen pflanzlichen Mitteln in der Erkältungszeit.
Richtiges Sammeln
Die Holunderblüten werden am besten an einem trockenen und sonnigen Tag zur Mittagszeit gesammelt und sollten vor der Weiterverarbeitung auf keinen Fall gewaschen werden, da sonst Geschmack und Inhaltsstoffe mit dem Abwaschen der Blütenpollen und dem Blütenstaub verloren gehen.
Man schneidet beim Sammeln am besten eine ganze Dolde mit einer Schere ab und transportiert sie in einem luftigen Korb oder Sackerl nach Hause.
Wie immer gilt auch hier, dass nur gesammelt wird, was man zu 100% kennt und kein Raubbau betrieben wird. Wir sammeln daher immer nur wenig!
Alles über Kräuter, richtiges Bestimmen, Erkennen, Sammeln und Verarbeiten findest du auch im Vitamin wild — Kräuterkunde Onlinekurs.
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Holunderblütentee
Volle Immunpower voraus!
Der Mix an Inhaltsstoffen in den Holunderblüten kann schweißtreibend, fiebersenkend und schleimlösend wirken und empfiehlt sich daher bei Erkältungen mit Schnupfen und Husten sowie zur Vorbeugung und Unterstützung der Abwehrkräfte in der kalten Jahreszeit.
Zutaten und Zubereitung
2 TL getrocknete (oder 3 TL frische) Blüten werden mit einer Tasse heißem Wasser übergossen. Fünf Minuten zugedeckt ziehen lassen und danach abseihen.
Am besten ist es, den Holunderblütentee möglichst heiß zu trinken. Er wärmt schön von innen und hilft den Abwehrkräften auf die Sprünge. In der kalten Jahreszeit für mich Pflichtprogramm.
Holunderblüten trocknen
Da die wohltuenden Holunderblüten nur im Frühjahr zu finden sind, müssen diese, möchte man ihre Heilkräfte auch in der kalten Jahreszeit und während der Erkältungszeit nutzen, getrocknet werden.
Dazu werden die bei Sonnenschein gesammelten Blütendolden nebeneinander an einem schattigen und luftigen Ort aufgelegt (z.B. auf Papier, Leintuch oder Gitter).
Bei Zimmertemperatur sind die Blüten nach ein- zwei Wochen trocken und können etwas zerkleinert zur Aufbewahrung in Gläser gefüllt werden. Am besten entfernt man außerdem so gut es geht die grünen Stiele mit einer Schere. An einem dunklen Ort aufbewahrt, sind die getrockneten Holunderblüten etwa ein Jahr haltbar.
Tee nicht nur zum Trinken
Den Holunderblütentee kann man aber nicht nur trinken, sondern auch äußerlich anwenden. Eine Inhalation unterstützt die schleimlösende Wirkung und tut den Atemwegen gut. Ein Fuß- oder Vollbad regt die Schweißbildung verstärkt an. Heiße Empfehlung: die Schwitzkur.
Gurgeln mit dem Tee soll bei rauem Hals und kleinen Entzündungen im Mund-, Hals und Rachenraum helfen, eine Kompresse bei Ohrenschmerzen sowie Stirn- und Nebenhöhlenentzündung lindernd und wohltuend wirken. Für die Kompresse füllt man Teebeutel mit den Blüten und lässt diese in einem Dampfsieb über Wasserdampf erwärmen, bevor man sie auflegt.
Holunderblütensirup
Der Klassiker in der wilden Küche
Den Holunderblütensirup kennt und mag wohl fast jede:r. Die meisten kaufen ihn im Supermarkt, dabei ist das Sirupmachen wirklich keine Hexerei und noch dazu sehr günstig.
Zutaten
für 5 Liter
3 Liter Wasser
2 kg Zucker
6-8 Bio Zitronen
20-30 Holunderblütendolden
optional 1 Handvoll frische Melisse
Zubereitung
Wasser und Zucker gemeinsam zum Kochen bringen.
Zitronen in Scheiben schneiden und mit den Blüten in einen Topf geben.
Anschließend das heiße Zuckerwasser darüber gießen und das Ganze zugedeckt und eher kühl etwa drei Tage stehen lassen und immer wieder umrühren.
Danach abseihen und den Sirup zur längeren Haltbarkeit noch einmal kurz aufkochen und rasch in sterile Flaschen umfüllen.
Ich teile den Sirup am liebsten auf mehrere kleine Fläschchen auf. Sollte eine schlecht werden, muss man nicht den gesamten Sirup wegschütten.
Der Sirup ist dunkel und kühl gelagert ca. ein Jahr haltbar.
Wer eine Sirup-Variante ohne raffinierten, weißen Zucker versuchen möchte, wird (vielleicht) mit dem Holunderblüten Oxymel glücklich.
Holunderblüten Oxymel
Sauerhonig vom Feinsten
Als Oxymel bezeichnet man ein altes und fast vergessenes Haus- und Heilmittel bestehend aus Essig und Honig. Es hat pur bereits viele gesundheitliche Benefits, kann die Verdauung und die Abwehrkräfte unterstützen und den basischen Stoffwechsel fördern. Erweitert man das Oxymel noch mit kraftvollen Kräutern wie Holunderblüten, lösen sich ihre Inhaltsstoffe und gehen in das Oxymel über. So verstärkt sich die Wirkpalette des puren Oxymels.
Zutaten
für ein kleines Glas
5-8 EL Honig (Blüten-, Waldhonig etc.)
10 EL Apfelessig
2-3 Holundernlüten
Zubereitung
Honig und Essig werden in einem verschließbaren Glas gut miteinander verrührt. Je nachdem, wie süß es sein soll kannst du auch mehr oder weniger Honig nehmen und auch später nach dem Abseihen noch „korrigieren“.
Die Holunderblüten werden dann so gut es geht von den grünen Stielen getrennt, in das Honig-Essig-Gemisch eingerührt und das Glas verschlossen.
Nun lässt man das Ganze 2-4 Wochen im Schatten ziehen und schüttelt gelegentlich. Während der Ziehzeit werden die Pflanzeninhaltsstoffe extrahiert und gehen in das Oxymel über.
Danach seiht man durch ein Tuch oder Sieb ab, um die Pflanzenrückstände aufzufangen und füllt das fertige Oxymel in kleine Flaschen.
Bei Zimmertemperatur und dunkel gelagert etwa ein Jahr haltbar.
Holunderblüten Oxymel in der Küche und als Stärkungsmittel.
Das Holunderblüten Oxymel kannst du vorbeugend in der kalten Jahreszeit, bei Husten und Schnupfen und allgemein bei den gleichen Wehwehchen wie den Tee einnehmen. Dazu 1-3x täglich 1-2 EL Oxymel mit etwas Wasser verdünnen und trinken.
Oxymel lässt sich auch in der Küche fantastisch einsetzen. Es kann mit einem guten hochwertigen Pflanzenöl zu einem Dressing angerührt oder mit Soda / Mineralwasser aufgespritzt als sommerliches Erfrischungsgetränk zubereitet werden.
Gerade als „Drink“ schmeckt das Oxymel fast genauso wie der Holunderblütensirup, wurde aber schonend weil kalt angesetzt (damit gehen keine Inhaltsstoffe verloren) und kommt ohne raffinierten Zucker und Zitronensäure aus. Der Zucker bzw. die Säure, die wir im Sirup haben wollen, kommt vom mineralstoffreichen Honig und die nötige Säure vom Essig.
Tipp!
Holunderblüten Essig
Neben dem Oxymel Variante kannst du die Blüten auch zu einem blumig-aromatischen Essigauszug verarbeiten.
Dazu werden die ganzen Blütendolden für mehrere Wochen in Weißwein- oder Apfelessig eingelegt. Danach kann man abseihen, muss man aber nicht. Die Blüten können als Deko im Essig bleiben.
Holunderblüten Wasser
Erfrischung für heiße Sommer Tage
Die einfachste Möglichkeit, das feine Aroma der Holunderblüten zu genießen, ist das Holunderblütenwasser, aka „Infused water“.
Zutaten und Zubereitung
Dazu einfach 2-3 Blütendolden auf 1 Liter Wasser in einen Wasserkrug geben und das Ganze etwas ziehen lassen. Gerade an heißen Sommertagen, wo der Körper viel Wasser braucht, ist das ein idealer Durstlöscher ganz ohne Zucker.
Süße, wilde Blütenküche
Holunderblüten Küchlein und Gelee
Holunderblüten werden aufgrund ihres feinen, blumigen Aromas gerne für Süßspeisen aller Art verwendet. Eine einfache und zugleich sehr köstliche Variante sind die in Teig gebackenen Blüten, die Holunderküchlein. Darf’s dazu vielleicht ein Klecks Blütengelee sein?
Holunderküchlein
Dazu stellst du eine Teigvariante nach Belieben her: (vegane) Palatschinken-, Waffel- bzw. Pancake-Teig. Dann tunkst du die frischen Blüten in den Teig ein. Halte sie dazu am besten am grünen Stiel fest. In einer Pfanne mit reichlich (veganer) Butter oder Öl brät man sie dann kurz und bestreut sie vor dem Servieren mit Staubzucker. Nomnom!
Holunderblüten Gelee
Dazu übergießt man 20-30 Blütendolden mit 1 Liter Apfelsaft und lässt das Ganze etwa 24 Stunden lang ziehen. Danach seiht man durch ein Tuch ab, presst die Blüten gut aus und kocht das Ganze mit der passenden Menge Gelierzucker ein. Dann füllt man alles in sterile Gläser. Kühl und dunkel gelagert ca. 1 Jahr haltbar.
Skin Glow:
Holunderblüten Öl
Aus den Holunderblüten lässt sich ein wunderbares Körperöl herstellen, das bei empfindlicher, rauer und rissiger Haut Abhilfe schafft und bei leichtem Sonnenbrand lindernd wirken kann.
Zutaten
250 ml kaltgepresstes Pflanzenöl (Mandelöl bei empfindlicher Haut, Olivenöl bei trockener Haut, Sonnenblumen- oder Jojobaöl als leichte Öle die schnell einziehen)
3-4 Blütendolden
Zubereitung
Holunderblüten gut zerkleinern und in ein verschließbares Gefäß (z.B. ein sauberes Marmeladeglas) füllen.
Mit Öl aufgießen und etwa vier Wochen ziehen lassen. Die ersten Tage deckt man das Glas am besten nur mit einem Tuch ab (Wasser verdunstet von den Pflanzen). Danach kannst du es verschließen.
Nach der Ziehzeit wird das Öl durch ein sauberes Tuch gefiltert und in Flaschen umgefüllt. Das Öl ist etwa sechs Monate haltbar.
Man massiert es am besten nach der Dusche in die noch feuchte Haut ein.
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Safety & nature first! Um Verwechselungen mit Giftpflanzen auszuschließen sammle bitte nur was du 100% sicher kennst und bestimmen kannst. Und lass’ immer genug in der Natur zurück. Beachte die allgemeinen Sammelregeln.
Viel Spaß mit den Rezepten!
Fotos:
Andreas Felber
Daniel Hobelsberger
Valerie Jarolim