— Pflanze des Monats: Veilchen
MÄRZ
Das Wohlriechende Veilchen (Viola odorota) stammt ursprünglich aus der Mittelmeerregion. Inzwischen hat es sich nahezu in ganz Europa angesiedelt und wird seit dem Altertum verehrt, von Hildegard von Bingen zu Paracelsus und Kaiserin Sissi. Am Wiener Hof soll jährlich ein großes Fest stattgefunden haben, sobald das erste Veilchen im Frühling entdeckt wurde und im 19. Jahrhundert kam es zu einem regelrechten Veilchenhype. Veilchenmotive waren omnipräsent – auf Porzellan, Tapeten und Kleidern.
Veilchen Arten gibt es viele. Was sie gemeinsam haben – alle sind essbar. Aber nur das Wohlriechende Veilchen enthält diese ganz besonderen ätherischen Öle und verströmt den unverkennbaren, süßen Veilchenduft.
„Der Frühling kommt, der Himmel lacht, es steht die Welt in Veilchen.“
Theodor Storm
Botanik & Erkennungsmerkmale
Botanischer Name
Viola odorata
Familie der Veilchengewächse, Gattung Viola
Standort
Ab März („Märzveilchen“) bis April / Mai finden wir das Wohlriechende Veilchen in Hecken, im Gebüsch und am sonnigen Waldrand. Es bevorzugt Halbschatten.
Die wichtigsten Merkmale
Niedriger Wuchs, bis 0,2 m hoch
Pflanze ist nicht behaart
Blätter: rundlich bis herz-nierenförmig, Blattränder fein gekerbt, junge Blätter grasgrün, leicht glänzend und heller als die älteren Blätter
Die Blütenstängel sind blattlos, in bzw. ab der Stielmitte sitzen zwei, kleine, spitze Blattschüppchen
Dunkelviolette, fünfteilige Blüte mit Sporn, oben 2 unten 3 Blütenblätter, die hinteren wie Ohren aufgestellt, Sporn dunkelviolett und gerade bis 7 mm
Frucht ist eine Kapsel
Kriechender Wurzelstock, vermehrt sich über oberirdische Ausläufer
Verwechslungsgefahr
Es gibt viele verschiedene Veilchenarten, weltweit sollen es bis 500 sein. Eine exakte Bestimmung der einzelnen Arten ist mitunter nicht leicht.
Das Wohlriechende Veilchen wächst gerne in Gesellschaft mit dem Hunds-Veilchen (Viola canina). Es hat, wie auch das Hain-Veilchen, hellere Blütenblätter und einen hellen Sporn. Auch das Wald-Veilchen können wir oft antreffen. Seine Blüten sind hell, allerdings ist der Sporn violett.
Auch eine Verwechselung mit weiteren ungiftigen Pflanzen wie dem Acker-Stiefmütterchen, Kriechenden Günsel, Gundelrebe oder Ehrenpreis sind denkbar.
Inhaltsstoffe
Das Wohlriechende Veilchen enthält ätherische Öle, Saponine, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Alkaloide, Flavonoide, Anthocyane, Salizylsäuremethylester etc. Achtung: Durch die Saponine können Veilchen und Zubereitungen daraus leicht bitter und kratzig schmecken.
Sammelzeit & verwendete Pflanzenteile
Vom Veilchen können die Blüten und Blätter verwendet werden. Veilchenblüten können ab Erscheinen (März bis April) den ganzen Frühling hindurch gesammelt werden. Die Blätter bis in den Herbst hinein. Wie immer gilt, dass wir genug in der Natur zurück lassen und nur wenig nehmen. Die Blüten sind früh im Jahr eine wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlinge wie den Distelfalter.
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Collect & enjoy:
Das Veilchen in der Küche
Das Wohlriechende Veilchen gehört eindeutig zu den Lieblingen der essbaren Blüten im Frühling. Man kann es als essbare Dekoration, kandiert (Sissis Lieblingsnascherei), für Sirup, Veilchenwein, Blüten Eiswürfel, Veilchenhonig, Veilchenzucker, Blüten Nicecream und Veilchenblütenessig verwenden. Die Blätter eignen sich für Smoothies. Zu viel Veilchen kann sich aber auf den Magen schlagen. Weniger ist daher mehr!
Veilchenblütenessig
Zutaten
1 Handvoll Veilchenblüten
250 ml Weißweinessig
Zubereitung
Veilchenblüten bei Sonnenschein. Wichtig ist, Weißweinessig zu verwenden. Nur dieser färbt sich durch seine helle Farbe dann auch durch die im Veilchen enthaltenen Pflanzenfarbstoffe (Anthocyane). Die Blüten klein schneiden, in ein verschließbares Glas füllen und mit Weißweinessig aufgießen. Verschließen und dunkel ziehen lassen. Nach ca. 24 Stunden färbt sich der Essig bereits rosa. Das Ganze etwa 2-3 Wochen ziehen lassen und dann abseihen.
Tipp
Das Rezept gelingt mit allen Veilchen Arten – alle färben den Essig wunderhübsch. Möchte man auch das typische Veilchen Aroma einfangen, sollte man aber zum Wohlriechenden Veilchen greifen.
Veilchen „Balsamico Creme“
Aus dem Veilchenessig lässt sich eine hübsche und dekorative rosa „Balsamico Creme“ zaubern. Dazu ein paar Esslöffel Veilchenblütenessig mit wenig Speisestärke aufkochen, so dass der Essig andickt und cremig wird.
Veilchenzucker
Zutaten
1 Teil Veilchenblüten
2 Teile Zucker
Zubereitung
Veilchen und Zucker im Mixer oder Mörser mahlen. Gleichmäßig auf ein Backblech streuen und an der Luft (schattig) trocknen lassen. Nach wenigen Tagen ist der Veilchenzucker fertig und kann verwendet werden. Die Farbe geht ins lila-blaue.
Healthy Herbarium:
Das Veilchen in der Naturheilkunde
Veilchen werden seit dem Altertum in der Pflanzenheilkunde geschätzt – bei Erkältungen und Husten, äußerlich gelten sie als hautheilend. Hildegard von Bingen empfahl das Auftragen der in Ziegenfett gekochten Veilchensalbe bei Schmerzen und Migräne. Die Wurzel wurde früher als Brechmittel genutzt.
Erkältungen & Husten
Blätter und Blüten der Veilchen enthalten Saponine. Diese sekundären Pflanzenwirkstoffe können schleimlösend und auswurffördernd wirken. Veilchen werden daher gerne bei Husten und Schnupfen eingesetzt, da sie die Verflüssigung von festsitzendem Schleim in den Bronchien und damit das Abhusten begünstigen können. Dazu eignet sich der frische Verzehr von Veilchen oder die Zubereitung als Tee, Tinktur, Honigauszug und Oxymel. Bei Halskratzen kann mit Veilchentee gegurgelt und Veilchensirup getrunken werden.
Haut
In alten Kräuterbüchern finden wir Veilchenbäder als Empfehlung bei Hautirritationen, unreiner Haut und Juckreiz. Ein Bad mit Veilchenblüten ist aber so oder sehr fein für Haut und Sinne. Dazu wird eine Handvoll frische oder getrocknete Veilchenblüten mit warmen Wasser übergossen und darf ca. eine Stunde ziehen. Das Ganze wird dann abgeseiht oder mit den Blüten ins Badewannenwasser gegossen. Zubereitungen mit Veilchen sollen äußerlich hautheilend und entzündungshemmend wirken. Ich stelle aus den Blüten auch gerne eine Tinktur her und arbeite sie in Cremes und Lotionen ein.
(Tee)Kompressen finden wir ebenfalls in alten Büchern – zum Waschen oder als Auflage bei Hautunreinheiten. Dazu tränkt man ein Baumwolltuch in einem etwas stärkeren Veilchentee, wringt es leicht aus und legt es als Umschlag auf die jeweilige Körperstelle. Anstelle von Tee kann dafür auch in etwas Wasser verdünnter Veilchenessig verwendet werden.
Calm down mit Veilchen
Der Duft von Veilchen gilt in der Aromatherapie als beruhigend, tröstend, Melancholie vertreibend, stimmungsaufhellend und angstlösend.
Meine Lieblingshausmittel mit Veilchen
Ich trockne die Blüten gerne für Erkältungstees. Sie wirken durch die Saponine und sind ein hübscher Farbklecks in Teemischungen. Getrocknete Veilchen passen auch ganz wunderbar in Kräuterkissen, wo sie ihren feinen und beruhigenden Duft verströmen.
Ein Rezept das ich jedes Jahr mache ist der Hustenhonig. Dazu lege ich Frühlingskräuter wie Veilchen, Gänseblümchen, Vogelmiere und Spitzwegerich gut zerkleinert in Honig ein. Abseihen ist nicht notwendig. Der Hustenhonig esse ich teelöffelweise oder süße Hustentees damit.
„Ein Tag im Frühling ohne Veilchenduft ist ein verlorener Tag.“
Paracelsus
Skin Food & Earthy Essence:
Das Veilchen in der Naturkosmetik und Aromatherapie
Ich behaupte mal, dass jede:r den Geruch von Veilchen kennt. Es ist ein bezaubernder, leichter und doch schwerer verführerischer Frühlingsduft. Und vielleicht sind wir ihm so verfallen, weil es uns das Veilchen nicht leicht macht. Es blüht nur für kurze Zeit, der Duft ist schwer einzufangen, echtes Veilchenöl teuer und selten. Veilchenöl, das vielfach in der Parfüm- und Kosmetikindustrie eingesetzt wird, ist in der Regel synthetisch produziert.
Aber es gibt natürlich die Möglichkeit den Duft einzufangen. Ein altes, sehr kostspieliges und aufwändiges Verfahren zur Extraktion solcher empfindlichen ätherischen Öle ist die Enfleurage. „Das Parfum“ von Süskind lässt an dieser Stelle grüßen. Ich habe die Herstellung etwas abgewandelt und „Mini Enfleurage“ genannt.
Veilchen „Mini Enfleurage“
Enfleurage klassisch
Die Enfleurage ist eine alte Methode um besonders wertvolle ätherische Öle von von Blüten (wie Veilchen, Rose, Jasmin) zu gewinnen. Dazu wird eine Glasscheibe 1-2 cm dick mit ca. 100 g Fett bestrichen. Dann eine Handvoll Blüten drauf verteilt und gut angedrückt. Mit einer zweiten Glasplatte abgedeckt und ein kleines Stück Holz o. Ä. untergelegt sodass das Abdeckglas die Blüten nicht berührt. Damit sich das Fett mit ätherischen Ölen anreichert, müssen die Blüten alle 1-2 Tagen gewechselt und das Ganze ein Monat wiederholt werden. Dann wird das Fett von der Glasplatte geschabt und in ein Glasgefäß gefüllt. Das Ganze mit ca. 200 ml 80-96%igen Alkohol aufgegossen, durchgerührt und 2-3 Wochen verschlossen gelagert. Während der Zeit immer sollte immer wieder gut geschüttelt werden. Abschließend kann man abseihen um eine klare, duftende, alkoholische Lösung (für Parfum) zu gewinnen. Das aufgefangene Fett kann für duftende Veilchen Naturkosmetik verwendet werden.
„Mini Enfleurage”
Glasgefäß zu 1/3 mit Olivenbutter (pflegend, rückfettend) anfüllen und Veilchenblüten drauf verteilen, gut andrücken. Verschließen und alle paar Tage Veilchen nachgeben. Der Duft geht schnell über und das Fett kann bereits während der „Ziehzeit“ als Parfum oder wunderbar duftende Feuchtigkeitspflege aufgetragen werden. Er hält erstaunlich lange auf der Haut. Wird das Fett aber nicht ausreichend lang mit frischen Blüten versorgt, verfliegt der Duft nach wenigen Tagen. Um länger etwas davon zu haben, sollten alle paar Tage über mehrere Wochen frische Blüten nachgefüllt werden. Nach mehreren Wochen werden die Blüten aus der Olivenbutter entfernt – danach kann man sie zu duftender Hautpflege weiterverarbeiten.
Anstelle von Olivenbutter können auch andere pflanzliche Fette wie Sheabutter oder Kokosfett genutzt werden. Sie sollten allerdings keinen zu starken Eigengeruch aufweisen und ggf. desodoriert sein.
Funfact
Manche empfinden den Duft von Veilchen übrigens als extrem unangenehm. Ob wir es mögen oder nicht, liegt angeblich an genau einem bestimmten Gen.
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Fotos:
Daniel Hobelsberger
Quelle:
Wildes Wien – Alexandra Maria Rath